
Zu lang schon und zu viel
Hallo ich habe diese Situation schon lange aber ich weiss nicht mehr was machen. In den letzen Jahren ging es mir schlecht eigentlich seit der 4-ten Klasse. Ich dachte manchmal ich war depressiv aber habe es alles abgespielt. Im Neujahr het mein Vater die Kinderalimente weggezogen und ich bin seit dem total am Boden. Meine Mutter ist seit 12 Jahren halbseitig gelähmt und vor 2 Jahren hatte sie noch einmal einen Unfall. Als ich dies meinem Vater ein halbes Jahr später erzählt habe wusste er nicht einmal das es passiert ist. Ich mag meinen Vater generell nicht er ist gemein und dann wieder nett und im nächsten Moment motzt er mich an weil ich etwas kleines falsch gemacht habe. Ich war bei einer Privatstunde und habe es meiner Lehrerin erzählt und sie hat mir vorgeschlagen auf eine Hilfswebsite zu gehen. Ich habe versucht eine Website zu finden die E-Mails annimmt aber ich fand keine. Ich mache das hier auf meinem Schulipad weil ich nicht will das meine Mutter das hier herausfindet. Ich weiss einfach nicht mehr, ich habe schon ein paar mal darüber nachgedacht einfach mich selber zu "ihr wisst schon was". Aber dann hab ich es nicht getan weil meine Familie, vor allem meine Mutter und Grossmutter, einen Stützpunkt braucht. Ich bin in einer anspruchsvollen Schule und bin total am Ende, ich meine Rücken, Bauch, Kopf und Nackenschmerzen. Ich breche manchmal einfach so in Tränen aus weil ich nur darüber nachdenke das etwas passiert. Ich will nicht zu meinem Vater aber ich muss noch lange warten bis ich entscheiden darf. Ich habe gemischte Gefühle über ihn, zur einen Seite ist er manchmal nett, zur anderen hat er meine Mutter 2 Tage hintereinander heulen lassen. Einmal hasse ich in einmal liebe ich ihn. Ich weiss einfach nicht mehr. Ich bin jung erwachsen geworden und kann viel managen. Doch das hat einen anderen Grund als nur "gut erzogen". Mein Vater ist uninteressiert wenn ich beim Reiten heule er hat einfach gesagt "mach es einfach besser, dann heulst du nicht" ,in dem Moment habe ich realisiert das er sich nicht über meine Gefühle schert. Meine Grossmutter kam herein und ich habe längstens gelernt wie man heulen versteckt also habe ich einfach die Pollen für die roten Augen beschuldigt. Ich habe immer Angst etwas falsches zu machen und bin gefühllos geworden. Ich wurde 3 Jahre lang gemobbt und die Folgen zeigen sich noch heute, 2 Jahre später. Es tut mir so leid das ich so viel schreibe aber ich bin hoffnungslos, ich habe zwar Freundinnen aber nur eine hat die Eltern getrennt, aber in der gleichen Ortschaft. Sie verstehen es nicht. Manchmal bin ich eifersüchtig auf sie weil sie eine normale Familie ohne geschiedene Eltern, ohne unbezahlte Kinderalimente und ohne Sorgen das jederzeit etwas passieren könnte zu ihrer halbseitig gelähmten Mutter. Es tut mir leid für das Traumadumping aber ich weiss nicht mehr was machen.
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Du darfst dir Raum für dich nehmen
Liebe Natalina
Danke, dass du so ehrlich geschrieben hast. Man spürt, wie schwer dir alles fällt im Moment. Und wie lange du schon versuchst, das alles irgendwie allein auszuhalten. Es tut mir leid, dass du so viel durchmachen musstest. Dass du dich gemeldet hast, zeigt Mut. Und ganz ehrlich: es ist genau richtig, dass du dir Hilfe suchst. Du sollst das nicht länger allein tragen müssen.
Du beschreibst so viele schwierige Dinge: Dass es dir schon seit der 4. Klasse schlecht geht. Dass du manchmal das Gefühl hattest, du könntest depressiv sein. Die Situation mit deinem Vater, der dich mal freundlich behandelt und dann wieder total ungerecht ist. Dass er sich nicht für deine Gefühle interessiert. Dass du Angst hast, etwas falsch zu machen. Dass du körperliche Schmerzen hast, ständig unter Druck stehst und manchmal einfach losweinen musst oder gar nicht mehr fühlen kannst. Dass du an schwierige Gedanken denkst, weil du einfach nicht mehr weiter weisst.
Und dann ist da noch die Sorge um deine Mutter. Die Verantwortung, die du trägst, obwohl du selbst noch jung bist. Und das Gefühl, dass dich fast niemand wirklich versteht.
Das ist alles sehr, sehr viel und du hast vollkommen recht: So kann es nicht weitergehen.
Und es muss auch nicht so bleiben.
Du schreibst, dass du dich stark gemacht hast, viel gemanagt hast, früh erwachsen geworden bist. Aber nicht, weil du das wolltest, sondern weil du keine Wahl hattest. Das ist unfair und es darf jetzt Raum geben für dich, für deine Gefühle, für dein eigenes Leben.
Du bist nicht schwach, weil du weinst. Du bist nicht falsch, weil du eifersüchtig bist auf andere. Du bist ein Mensch mit echten Gefühlen und du brauchst jemanden, der dir zuhört, dich ernst nimmt und mit dir gemeinsam einen Weg sucht.
Hier kannst du dir Hilfe holen. Du kannst uns wieder schreiben, auch wenn es viel ist. Wir lesen es. Wir antworten dir. Wir sind da. Weiter gibt es auch Pro Juventute – 147.ch:
Dort kannst du rund um die Uhr mit jemandem sprechen, schreiben oder chatten.
Niemand erfährt davon, auch nicht deine Eltern.
Du hast geschrieben, dass du auf deinem Schul-iPad schreibst, damit deine Mutter es nicht mitbekommt. Auch das zeigt, wie vorsichtig du bist und wie sehr du versuchst, niemandem zur Last zu fallen. Aber du bist keine Last. Du hast ein Recht darauf, dass sich jemand um dich kümmert.
Auch wenn es im Moment schwerfällt, helfen manchmal kleine Dinge, um wieder etwas Boden unter den Füssen zu spüren. Gefühle aufschreiben: Nimm dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um alles aufzuschreiben, was in dir ist. Es muss niemand lesen. Es kann helfen, den Kopf zu sortieren. Bewegung oder frische Luft: Ein kurzer Spaziergang, ein paar Minuten dehnen oder Musik hören und dabei tanzen. Das bringt deinen Körper aus dem Stressmodus. Etwas machen, das dir guttut: Vielleicht zeichnen, lesen, eine Serie schauen oder Musik hören, die dich tröstet. Du darfst dir kleine Inseln schaffen, in denen du nichts leisten musst. Mit jemandem reden, dem du vertraust: Auch wenn niemand genau dasselbe erlebt hat wie du. Manchmal hilft es, einfach gehört zu werden, ohne dass gleich eine Lösung kommen muss. Selbstmitgefühl üben: Wenn du merkst, dass du streng mit dir selbst bist, versuch dich so zu behandeln, wie du mit deiner besten Freundin sprechen würdest: mit Verständnis statt mit Druck.
Diese Dinge lösen nicht alles, aber sie können dir helfen, ein wenig durchzuatmen und wieder mehr bei dir selbst zu sein. Du musst nicht alles auf einmal schaffen. Schritt für Schritt reicht.
Liebe Grüsse, Mika