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Ich kann Intimität nicht zulassen

Hallo kopfhoch team,
Ich bin Isa und 17. Ich bin echt durcheinander und traurig.
Mein Vater ist im September gestorben, er hatte Krebs. Er war für mich sehr sehr wichtig und er fehlt mir sehr. Zuletzt ging es ihm sehr schlecht, und ich denke, es war eine Erlösung für ihn. Seitdem ist meine Mutter komisch. Sie rennt von einer Beziehung in die nächste. Alle paar Wochen ist wer anderes hier. Ich sage schon nichts mehr zu ihr und versuche es zu akzeptieren, dass sie wieder eine neue Partnerschaft hat, auch wenn es mir schwerfällt, weil niemand meinen Papa ersetzen kann.
Aber nun zu dem, warum ich hier schreibe. Zur Zeit habe ich einen Freund und ich liebe ihn wirklich sehr. Doch imme,r wenn wir uns näher kommen, breche ich an einer bestimmten Stelle ab. Es ist meistens dann, wenn es zu intim wird. Ich habe da so eine Blockade im Kopf, fühle mich dann immer total unwohl, und ich weiß nicht, woher das kommt. Ich würde es meinem Freund gerne erklären können, aber ich kann es nicht.
Meine Befürchtung ist, dass vielleicht früher was vorgefallen ist, weswegen ich jetzt niemanden an mich ranlasse. Ich wurde, als ich 4 war, adoptiert. Das einzige, was ich von meiner Mutter (nicht die leibliche, aber sie ist für mich meine Mutter, weil sie mich großgezogen hat) weiß ist,  dass das Jugendamt mich dort rausgeholt hat, weil meine leibliche Mutter drogensüchtig war und sich prostituierte. Teilweise habe ich noch Bilder im Kopf von dieser Zeit, aber nicht mehr viele. Dass viele Männer immer da waren,  weiß ich aber noch.
Ich hoffe, ich konnte das jetzt einigermaßen verständlich erklären. Vielleicht täusche ich mich ja, aber woher soll das denn sonst kommen?
Es ist ja nicht normal, dass man so reagiert. Ich liebe ihn wirklich und kann mir auch sehr gut vorstellen, mit ihm Sex zu haben, wenn ich mir nicht selber im Weg stehen würde.
Könnt ihr mir sagen, woran das liegen kann? Kann man der Sache irgendwie auf den Grund gehen? Wie kann ich endlich Nähe zulassen?
Lieben Gruß und ich wünsche euch noch einen schönen Sonntagabend!
Isa

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

gib dir Zeit

Hallo Isa
Du scheinst dich momentan ernsthaft mit dir selber auseinander zu setzen und machst dies auf eine sehr gute und bewundernswerte Art. Das finde ich sehr toll und es wird dich bestimmt auch weiterbringen. Es kann sein, dass diese Auseinandersetzung auch schmerzhafte Momente beinhalten wird, aber ich denke, dass du damit umgehen können wirst.
Was der Grund für deine Angst vor Nähe - so nenne ich es einmal - ist, kannst du vielleicht nie ganz genau verstehen, obwohl du ja bereits einige Ideen zu deren Erklärung hast. Obwohl es in deiner Kindheit vielleicht Dinge gegeben hat, die möglicherweise dazu beitragen, dass du Angst vor Nähe hast, würde ich mich an deiner Stelle trotzdem mit deinem Leben HEUTE auseinandersetzen.
Du hast erst kürzlich deinen Vater verloren und vermisst ihn sehr. Es ist hart, zu akzeptieren, dass man ohne einen geliebten und wichtigen Menschen weiterleben muss. Du hast diese Erfahrung in einem Alter gemacht, indem man besonders verletzlich ist. Ich könnte mir deshalb vorstellen, dass irgendwo in dir drin eine Angst ist, dass du auch deinen Freund einmal verlieren könntest.
Je näher ihr einander kommt, desto schmerzhafter wäre es wohl, wenn eure Liebe zerbrechen würde. Überlege dir einmal, ob du vielleicht eine solche Befürchtung haben könntest, die dich daran hindert, mit deinem Freund intim zu werden. Und obwohl du nicht so recht weisst, was dich davon abhält, mit deinem Freund Sex zu haben, kannst du trotzdem mit ihm darüber reden. Wenn du ihm vertraust, und davon gehe ich aus, darfst du ihm all die Dinge sagen, die du mir geschrieben hast.
Wenn man als Liebespaar einander von Ängsten erzählen kann, stärkt dies das Vertrauen und lässt oft die Angst vor Nähe kleiner werden. Versuche doch einmal, ob du einen Weg findest, um das Gespräch mit deinem Freund zu finden. Ganz wichtig ist es, dass du dir dabei Zeit gibst und auf deine innere Stimme hörst!
Falls dir das Reden mit deinem Freund zu wenig bringt, gibt es immer noch die Möglichkeit, dass du dir professionelle Hilfe suchst, mit deren Unterstützung du lernen kannst, mit deiner Angst umzugehen und sie schlussendlich zu überwinden. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft!
Liebe Grüsse

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